26.06.2007, ERICH
KOCINA (Die Presse)
Die Rinnböck-Kapelle am Simmeringer
Friedhof muss dringend saniert werden, doch es fehlt an
Geld.
WIEN. Schon bei weitaus bekannteren
Baudenkmälern (siehe oben) muss viel Engagement, Überzeugungsarbeit
und Geduld im Spiel sein, wenn das Thema Sanierung ansteht.
Bei Anlagen, die nur innerhalb eines sehr begrenzten Kreises
Aufmerksamkeit genießen, ist die Sache noch um einiges
schwieriger. Jüngstes Beispiel: Die Rinnböck-Kapelle
am Simmeringer Friedhof.
Die neugotische Grabkapelle des
1880 verstorbenen Gemeinderats Josef Rinnböck verfällt
zusehends. Das von wildem Wein umrankte Gemäuer des
Sandsteingebäudes bröckelt vor sich hin, mittlerweile
wurde das Mausoleum bereits eingezäunt, um Passanten
vor herabfallenden Teilen zu schützen. An eine Sanierung
ist derzeit dennoch nicht zu denken. Laut einem Gutachten
aus dem Jahr 2004 würden die Kosten zwischen 300.000
und 370.000 Euro liegen. Geld, das der Bezirk nicht
aufbringen kann, sagt Bezirksvorsteherin Renate Angerer.
Angehörige der Familie Rinnböck, die die Grabgebühren
zahlen würden oder gar ein Interesse am Erhalt der
Grabstelle hätten, gibt es nicht mehr. 1999 ist die
Kapelle daher ins Eigentum der Stadt Wien übergegangen.
Bei der MA 43, Städtische
Friedhöfe, hat man ebenfalls nicht die Mittel für
eine Sanierung. Man hofft, dass sich ein Pächter findet,
der die Gruft übernimmt.
Events schwer möglich
Wir würden die Grabstelle auch zu einem symbolischen
Preis verpachten, sagt Erhard Rauch, Abteilungsleiter
der MA 43, wenn sie der Nutzer herrichtet. Zwar
habe es schon Gespräche mit einigen Interessenten gegeben,
doch bisher ohne Erfolg.
Von Seiten der Denkmalschützer
kennt man die Problematik: Es gab bereits Begehungen
und einen Maßnahmenkatalog, sagt Landeskonservatorin
Barbara Neubauer. Doch im Gegensatz zu anderen Gebäuden,
die in irgendeiner Art kommerziell genutzt werden können,
sei eine Nachnutzung der Kapelle schwierig: Ein Mausoleum
auf einem Friedhof ist schwer zu nutzen für Events
oder dergleichen, so Neubauer. Nun liege es am Eigentümer,
der Stadt Wien, etwas zu tun. Allerdings könne man
die Stadt nicht zwingen, das Objekt zu restaurieren.
Nachdem vom Eigentümer wenig
Hilfe zu erwarten ist, hat man die Sache im Bezirk selbst
in die Hand genommen. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet.
Zudem spielte Friedhofsverwalterin Traude Fritz, die sich
nebenbei als Sängerin verdingt, ein Benefizkonzert,
das bei der Bezirksvorstehung auf CD erhältlich ist.
Doch ist die Dimension der Einnahmen mit rund 3000 Euro
bescheiden. Immerhin: Ein Abriss wie bei der Klimt-Villa
steht nicht zur Debatte.
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